Moulin Rouge! (2001)

Mit dem Finale seiner Red-Curtain-Trilogie setzte Baz Luhrmann 2001 nicht nur aufs Musical, sondern auch auf völlige Reizüberflutung. Anachronistische Popsongs, atemberaubende Choreographie, sekundenschnelle Schnitte, knallige Farben. Allen voran das Rot des gleichnamigen Lichtviertels und der titelgebenden Windmühle. Für Simon & Sebastian jedenfalls ein unvergesslicher Kinobesuch.

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8 thoughts on “Moulin Rouge! (2001)

  1. Nippel says:

    Hallo Zusammen!
    Was für ein Fest es wieder war, Euch über diesen Film zuzuhören… Ich musste oft Grinsen, da ich Euch bei vielen Meinungen zustimmen muss und ich bin beim ansehen des Filmes auch auf viele gleiche Schlüsse gekommen wie Ihr. Naja, ich habe den Film Moulin Rouge! das erste Mal jetzt erst gesehen und es ärgert mich doch etwas, dass ich diesen Film nicht vor 20 oder 22 Jahren gesehen habe, da er mich in dieser Phase meines Lebens wohl richtig getriggert hätte. Damals war ich ein überzeugter Jünger von Bands wie NIN, Joy Division und ähnlichen Kapellen. So einen Film, auf deren Plakat ein verliebtes Pärchen zu sehen ist und deren damals sehr berühmten Musikvideo „Lady Marmelade“ mit den vierköpfigen Antichrist namens Christina Aguilera, Lil’ Kim, Mýa und Pink, war für mich der ausschlaggebende Grund, mir diesen Film einfach nicht anzutun. Schließlich geriet er für mich in Vergessenheit und die Jahre und Jahrzehnte gingen ins Land… Erst durch Eure Ankündigung kam der Film für mich wieder zum Vorschein und ich besorgte mir die DVD inklusive der Rocky Horror Picture Show, falls mir Moulin Rouge überhaupt nicht zusagt. Ja, die erste halbe Stunde waren für mich auch ziemlich anstrengend. Hätte ich ihn im Kino heute gesehen, mit knapp 40, wäre ich auch rausgegangen und hätte mir an der Kinobar ’nen Drink genehmigt. Ich wollte bei der DVD schon auf Pause drücken, um mich zu sammeln. Natürlich will der Film damit zeigen, wie umtriebig es zugeht im Moulin Rouge und dass es eine komplette Reizüberflutung ist, wenn man das erste Mal Gast dieser Stätte ist aber ich bin wohl einfach zu alt dafür. Als sich der Staub lichtete, nach dieser halben Stunde völliger Dekadenz und Umtriebe, konnte ich endlich Fuß fassen und mich darauf einlassen. Ich muss auch sagen: Bob Sei Dank, dass es eine einfache Geschichte ist, da es durch die Kostüme und den tollen Sets auch vieles zu entdecken gibt und ich so etwas auch seit Lynchs Dune sehr schätze, andrerseits ist es bei einem Musical auch vollkommen legitim, dass die Geschichte einfach ist, -so kann man dem Verlauf der Songs besser folgen und es wird einem nicht erschwert die Message zu verstehen, die so ein Musical nun auch erzählen will. Eine komplexe Geschichte würde als Musical einfach nicht funktionieren.
    Jedoch habe ich ein Problem mit den Songs, die in dem Film vorkommen. Für mich ist jeder Film, egal wie schlecht oder verrückt er auch sein mag, immer in der realen Welt auf irgend einer Weise verknüpft. So abgedreht es auch sein mag, wie zum Beispiel 2001 Odyssee im Weltraum oder Dracula jagt Bikini-Mädchen, so versuchen für mich Filme immer eine Realität zu vermitteln, die nachvollziehbar ist für mich. Ich weiß, das ist idiotisch von mir, aber so ist meine Auffassung eines Filmes, sogar wenn er sich selber nicht ernst nimmt. -Die Welt muss plausibel und nachvollziehbar sein für mich. Desswegen habe ich doch etwas Probleme mit den Songs, die für mich zu Modern sind für dieses Zeitalter. Es ist für mich nicht plausibel genug, aber das ist nur meine persönliche Meinung und ich weiß, dass ich da zu konservativ bin.
    Jetzt im Alter ist es leider so, dass ich die Qualität des Filmes sehe und sie schätzen kann aber leider bin ich wirklich 20 Jahre zu spät dran. Ich kann ihn mir jetzt ansehen, da ich ihn nun besitze und das werde ich auch noch oft machen, aber ich bin nicht verliebt in den Film. Als junger Kerl wäre es mit Sicherheit passiert. Da wäre der Film mit seinen Ideen und mit seiner Art genau das richtige für mich gewesen, da ich so etwas zuvor nicht erlebt habe aber jetzt ist der Zug für mich abgefahren und ich kann ihn nur mit einer bereits gesehenen Objektivität genießen aber nicht abfeiern, so wie er es verdient hätte.
    Trotz allem sage ich Danke, dass Ihr mich „gezwungen“ habt, mir das anzutun so kann ich Moulin Rouge! endlich abhacken und bin sehr froh darüber, dass ich ihn gesehen habe und er mich sehr überrascht hat! Bis demnächst in diesem Theater!

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  2. Julien says:

    Hallo,

    Ich bin Musicals in der Regel nicht abgeneigt, und auch wenn ich meinen Hut vor dem Stil des Films ziehen will, und vor der Kunstvollen Realisation, muss ich doch gestehen, dass der Film mich überhaupt nicht packt. Alle 10 Minuten fiel mir eine ausrede ein, nicht weiter zu gucken. Viel weiter als Roxanne kam ich nicht. Vom selben Regisseur empfand ich Romeo und Julia als den besseren Film. irgendwie tut es mir leid, weil ich ihn wirklich mögen wollte, aber es zündet einfach nicht.

    Eine kleine Zusatzinformation. Ihr habt die Inspirationsquellen genannt. Der Film gilt außerdem als eine Verfilmung des Romans „die Kameliendame“, von Alexandre Dumas der jüngere, also dem Sohn vom Autor der „3 Musketieren“.

    Auf eure nächste Filmbesprechung freue ich mich wirklich, denn „die Nächten der Cabiria“, im Gegensatz zu „moulin rouge!“, hat mich begeistert, als ich den Film letzte Woche im Hinblick auf dem Podcast entdeckt habe.

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  3. Mister Incredible says:

    Moin zusammen,

    Ich hasse diesen Film. Habe ihn als BluRay gekauft und dachte, ich erfahre was historisch Interessantes / Korrekres über dieses legendäre Etablissment. Die Overtüre mit dem fuchtelnden Dirigenten fand ich noch pfiffig, aber dann… diese erkennbar in den Kinderschuhen steckende CGI, die Schnitte, die Albernheit und quälende Lustigkeit, dieses Swoosh beim Hin- und Hergucken. Bin ich hier bei „Madagascar XII“?

    Nach 45 Minuten war ich raus. Die Albernheiten des versteckten Lovers in Anwesenheit des Duke, das tat mir nur noch weh. Ich krieg dann Hirnschmerzen wenn ein Film mir sowas serviert. Es tröstet mich zu hören dass ich da nicht der einzige bin.

    Wenn ein Film einen historischen Rahmen meint in die Jetztzeit „übersetzen“ zu müssen, weil er mich als Zuschauer für zu blöd hält, das Anstößige, Schockierende oder was auch immer Spezielle der Vergangenheit nicht sehen zu können als Bewohner von AD2001, dann kann ich dahinter nur die monetären Interessen sehen. Der Kassenschlager muss her, der Schotter muss rein kommen, und es darf kein Film für jene sein, die auf Exaktheit Wert legen. Die Popsongs, welche in keinem historischen Zusammenhang stehen, holten mich gleich zu Beginn raus. Empfand ich als unpassend. Ansatzweise war dieses Konzept der Skandalüberhöhung, wenn ich mich recht erinnere, doch schon bei „Amadeus“ praktiziert worden, weil der „echte Mozart“ uns heute wohl nicht verrückt genug erschienen war, doch da fand ich die Dosis damals noch OK.

    Audience Participation und das andere Dingensgedönsstilmittel, das ich schon wieder vergessen habe… ich finde, da suchen Filmemacher erkennbar nach Rechtfertigungen und erfinden sogar Begriffe für angebliche „Stilmittel“ nur um ihr Ding irgendwie mit Sinn zu füllen. Es wirkt verkrampft auf mich. Guck ich ’nen Film, dann guck ich den, dan weiß ich das. Hört auf damit mir einen Film als was anderes zu verkaufen. Schließlich hab ich die Stopp- und Eject-Tasten noch gefunden und wusste bis Minute 45 immer noch, dass es ein Film war, der mir schlechte Stimmung macht.

    Ich sach mal so: serviere ich Euch „gebackene Streifen vom Erdapfel an einer Emulsion von Mostrich-Ei-Vinaigrette und Paradeiser-Concassée mit zartem Staub aus Mineralkristallen“, dann bekommt ihr nix anderes als Pommes-Schranke inne Pappschale mit Plastikforke.

    Solche Anwandlungen der interpretativen Überhöhung sehe ich auch immer mal wieder im Kunstbetrieb. Gib dem Profanen tolle Titel und schon wird es was Besonderes. Dass der Film so viel einspielte wurdert mich, aber es beruhigt mich dann auch wieder, wenn ich mich dem Mehrheitsgeschmack nicht anschließe. Als Boomer, der glücklicherweise ohne Internet und Smartphone aufwachsen durfte, kann ich mit solcher hyperaktiver Filmkunst leider nichts anfangen. Moulin Rouge! fiel durch bei mir. Ich freue mich, dass er Euch gefiel und auf mehr von Euch sowieso. Allein zu sehen, was es gibt, das ich noch nicht kannte, ist ein Wert an sich, denn wer die Welt sehen will, sollte auch auf das gucken, was ihm missfällt 🙂 Bussi aus Lissabon!

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    1. Simon says:

      Heyho,

      Deine Meinung sei Dir unbenommen, nur einen Aspekt kann ich nicht unkommentiert stehenlassen. Man kann es sich zwar kaum vorstellen, aber auch Sebastian und ich sind ohne Smartphone und Internet aufgewachsen. 😀

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    2. Julien says:

      Ich habe nichts gegen das Vermischen der Epochen. Ich habe zum Beispiel sehr gute Erinnerungen an „Ritter aus Leidenschaft“ mit Heath Leadger, wo das Publikum eines mittelalterlichen Turnier anfängt, Queen zu klatschen (we will rock you). Kunst ist keine Demokratie und alles ist erlaubt, solange das Werk sein Publikum findet. Der Film hier hat nicht den Anspruch, jeden zu gefallen, im Gegenteil. Mit so einem experimentellen Film geht man in Hollywood ein großes Risiko ein, und ich rechne es dem Film hoch an. Wenn das reine Wirtschaften von Geld im Mittelpunkt steht, bleibt man eher so glatt wie möglich, so dass keiner sich aufregt. Nur schade, dass der Film am Ende nicht für mich bestimmt ist.

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  4. Trisco says:

    Hi Simon und Sebastian, ich habe auch die zweite Ausgabe eures Filmprojektes wärmstens genossen. Super unterhaltsames Gespräch. Ich hab den Film durch euch jetzt das erste Mal gesehen und fand ihn super als Sonntagnachmittagsunterhaltung. Euer Podcast ist dann noch das Sahnehäubchen drauf.
    Allerdings schaffe ich es auch nicht euch 2 Stunden auf YT anzuglotzen. Es liegt wirklich nicht an euren Gesichtern aber irgendwie werden die Augen davon träge und ich höre euch viel lieber, wenn ich irgendwas nebenbei machen kann, z.B. putzen oder arbeiten. Auch geht etwas der Imagination verloren, wenn man euch die ganze Zeit sieht. Als Promo für die ersten Folgen ist das ok, aber für spätere Folgen, würde ich sagen, lohnt der Aufwand nicht. Es sei denn ihr könnt später mal so Specials machen, wo ihr viel Bildmaterial einblenden könnt und dürft z.B. bei sehr, sehr alten Filmen oder jenen, die es auch auf YT schon vollständig gibt. Ich kenne mich mit den komplizierten Rechten nicht aus. Macht bitte weiter und ich hoffe, dass ihr auch genügend Unterstützung für das Projekt Zauberlaterne bekommt. Alles Gute weiterhin.

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  5. Ohrwell says:

    Es ist schon eine geraume Zeit her (wenn ich das Erscheinungsjahr betrachte schon sehr lange), dass ich den Film im Heimkino gesehen habe (noch als VHS). Ich glaube mich zu erinnern, dass ich mir den Film nur deshalb angesehen habe, weil meine damalige Freundin den unbedingt sehen wollte. Ihr wißt ja, wie sowas passiert: so ein typischer Film, wo man als Mann eben ohne Murren mitschaut, um seine Freundin nicht zu vergraulen. Auf dieselbe Weise bin ich in den zweifelhaften Genuß gekommen, mir alle Twilight-Filme anzusehen, aber das nur so am Rande. An viel kann ich mich nicht sonderlich erinnern, weshalb ich mir wahrscheinlich bei Gelegenheit ein Review gönnen werde, einfach weils mich interessiert, wie ich heute dazu stehen würde bzw. würde ich ihn mir zusammen mit ‚Strictly Ballroom‘ und ‚Romeo+Juliet‘ ansehen. Als historisch-kritischen Film sollte man ihn nicht unbedingt betrachten, aber ich denke das war auch nicht die Absicht von Baz Luhrmann, wie auch sein ‚Romeo+Juliet‘ sehr frei nach Shakespeare abläuft. Ich weiß nicht, ob das in eurem Beitrag Erwähnung fand, aber ich bilde mir ein, der Film war auch deshalb so bedeutsam weil er einer der ersten Erfolge im neuen Jahrtausend war (geht man davon aus, dass mit 2001 das 21. Jahrhundert erst beginnt).

    Ich fand den Film damals mehr wie ein 2stündiges Musikvideo oder wie halt damals diese alten amerikanischen Revuefilme mit Gene Kelly.

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    1. Julien says:

      Romeo and Juliet frei nach Shakespeare?Eigentlich nicht. Vom Text her ist es eins zu eins das Theaterstück vom alten William, wenn man vom klingonischen Original absieht.

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