Das letzte Einhorn lebte in einem Fliederwald, und es lebte ganz allein…“ So beginnt die Erzählung des Peter S. Beagle, die 1982 auf die Kinoleinwand gebracht wurde und vor allem deutsche Kinderherzen eroberte. Das düstere, melancholische Märchen war ganz anders als Disney mit unverwechselbarem Stilmix, legendärem Soundtrack und durchaus schreckenerregenden Bildern. (Die Harpyie! Der rote Stier!)
Hallo lieber Sebastian, lieber Simon! Wieder eine tolle Besprechung eines Films, der mir auch sehr am Herzen liegt, vielen Dank!
Meinen ersten Kontakt werde ich nie vergessen: meine Eltern waren beide berufstätig, daher meistens erst spätnachmittags bzw. abends zu Hause; daher bin ich nach der Schule zum Hort neben der Schule geschickt worden zwecks Mittagessen und Hausaufgaben. Letzteres hat sich bei mir leider oft gezogen und so blieb ich meistens zurück, während die anderen Kinder mit den Betreuern in den nahegelegenen Park gegangen sind. Eines Tages war ich mal schneller fertig und konnte mich der Freizeitgruppe anschließen. Weil es aber geregnet hat, waren sie ins Schulgebäude hinüber gegangen, um sich im sogenannten ‚AV-Zimmer‘ (weil dort Fernseher plus Videorecorder standen) einen Film anzusehen. Ihr ahnt vermutlich schon welcher das war: das letzte Einhorn! Als ich jedoch dazustieß, war gerade die erste Begegnung mit dem roten Stier in vollem Gange bzw. das Einhorn bereits verwandelt. Den Film haben wir aber nicht bis zum Schluss gesehen; das habe ich erst viel später, wie könnte es anders sein, im Weihnachtsprogramm nachgeholt. Mich hat der Film so sehr beeindruckt, dass ich mir sogar den Soundtrack gekauft habe.
Ich kann mich an kein Weihnachten meiner Jugend erinnern, wo nicht wenigstens einmal auf irgendeinem Sender dieser Film lief, das war schon ein fester Bestandteil der Feiertage für mich.
mein Hirn spielt mir einen schweren Streich. ich war sicher, in einer Nebenhandlung geht es um eine erzwungene Hochzeit eines grobschlächtigen Typen namens Tulpe mit der mensch-Einhörnin die es zu verhindern gilt . das dazugehörige Lied hatte ich als Kind auf Cassette. das kommt aber irgendwie nicht vor. mit welchenm Film verwechsele ich das?
Hallo Ihr Lieben,
ich höre Euch gerade zu und habe spontan einen Hinweis zum Film-Intro:
Die Bilder entstammen den »Unicorn Tapestries« ( https://en.wikipedia.org/wiki/The_Unicorn_Tapestries ), sind also tatsächlich historisch etwas älter. 🙂
Übrigens sieht man diese Tapeten auch in den Harry-Potter-Filmen, direkt und sofort sind sie mir dort aufgefallen im Gryffindor-Gemeinschaftsraum. 😉
( https://almerlin.de/harry-potter-gryffindor-gemeinschaftsraum-hogwarts-und-die-dame-und-das-einhorn/ )
Habe das Einhorn immer geliebt, es ist einer meiner absoluten für-immer-und-immer-wieder-Filme!
Liebe Grüße 🖖
Ihr Lieben,
Ich hätte einen Filmwunsch. Ihr bekommt bestimmt viele Filmwünsche. Aber es ist DER PERFEKTE FILMWUNSCH!
MOONTRAP VON 1989!
Eigentlich ein eher mäßiger B-Videotheken-Film. ABER: Hauptrollen spielen WALTER KOENIG und BRUCE CAMPBELL! Was für eine Combo. Ich musste die ganze Zeit so herrlich grinsen die beiden zusammen zu sehen!
Hallo Axel,
dass der Film in der Zauberlaterne auftauchen wird, ist zu bezweifeln. Das macht aber nichts, denn er war schon im Schwesterpodcast Rückspultaste in Folge 42.4!
Gute Nacht,
Sebastian
Moin ihr beiden.
Ein Film, der auch mich beeindruckte und mir intensiv in Erinnerung blieb. Gut zu wissen, dass ich damit nicht allein bin — und dass es schlicht daran liegen könnte, dass ich in den 80ern in Deutschland aufgewachsen bin.
Einige Gedanken:
Auch wenn sich „Alf“ und „The Last Unicorn“ stark unterscheiden, gibt es eine Parallele: Wir Zuschauer genießen das Werk, indes war der Schaffensprozess sehr schmerzhaft, wie in der Rückspultasten-Episode zu Alf berichtet wurde. Ein verblüffender Kontrast. Peter Beagle berichtete: „I hated it for at least a year […] The Last Unicorn was a grubby, sweaty, joyless job of work […] I went through black cycles of depression and self-disgust […] I wrote The Last Unicorn for me to read, and for no other reason that I understand just yet; and when I was through with it at last, […] I couldn’t bear to look at the thing […] The damn book is full of happiness, and I don’t know where it came from.”
Peter Beagle, ähnlich wie Stephen King, scheint intuitiv zu schreiben. Eine Anekdote, von der er in einem Interview berichtete, illustriert dies: Einmal hörte er sich einen ausführlichen Vortrag einer Literaturwissenschaftlerin an, die analysierte, wie geschickt und meisterhaft Peter Beagle allem Anschein nach Elemente der Mythologie sowie bestimmte Methoden einsetzte. Nach dem Vortrag trat er an sie heran und gestand — geschmeichelt, doch aufrichtig —, dass er von diesen Mythen und cleveren Deutungen zum ersten Mal hörte. Beim Schreiben des Buches hatte er sie nicht im Sinn, sondern sei primär spontanen Eingebungen gefolgt. Er erwähnte auch, oft gefragt worden zu sein, was die Geschichte und deren Bestandteile bedeuten. Seine Antwort war sinngemäß: „Ich habe keine Ahnung. Selbst heute nicht.“
Bevor ich übrigens wusste, dass Peter Beagle derart intuitiv vorgeht, habe ich mir oft den Kopf über vieles aus dem Buch zerbrochen, insbesondere weil er gerne rätselhafte Andeutungen sowie merkwürdige Thesen in seiner Erzählung einbindet. Eine Rezensentin hat dies gut auf den Punkt gebracht: „He’s a great imagist, to be sure […] but the plot points here rarely made sense to me […] Like, either I’m not as smart as I think I am, and I just can’t keep up, or I’m being gaslighted into thinking this is more clever than it actually is.”
Und das finde ich auch völlig in Ordnung. Es geht eben vor allem um Atmosphäre, Ästhetik, Charaktere und intuitive Themen, die beim Leser eine starke Resonanz erzeugen können — man denke nur an den bewegenden Ausbruch von Molly Grue.
Einige von Beagles Inspirationen waren direkte Einflüsse aus seinem Alltag: „Schmendrick the Magician wandered into the tale out of bedtime stories I used to tell my eldest daughter; and I’ve had a favourite painting of unicorns and bulls since I was 15.”
Zum Schluss noch etwas Spekulatives, das mir kürzlich in den Sinn kam:
Könnte es sein, dass König Haggard und sein Schloss durch Minas Morgul aus „Lord of the Rings“ inspiriert wurden?
Obgleich Minas Morgul nicht direkt am Meer liegt, ist es ebenfalls ein dämonisches Bauwerk; im Film erscheinen sogar fortwährend dämonische Fratzen im Schloss von König Haggard. Als Frodo Minas Morgul gegenübersteht und der Hexenmeister von Angmar hervorkommt, wird dieser wie folgt beschrieben: “here indeed was the haggard king”. Das ist „King Haggard“ auffallend ähnlich.
Wenn man bedenkt, dass „The Lord of the Rings“ in den 50ern erschien, Beagle ein großes Interesse an Fantasy hat und er im Jahr 1962 mit dem Schreiben von „The Last Unicorn“ begann, könnte ein unbewusster Einfluss bestanden haben. Als der Hexenmeister noch ein sichtbarer Mensch war, ähnelte er in seinen späten Jahren möglicherweise König Haggard und hatte evtl. eine vergleichbare Persönlichkeit: Beide sind offenbar der Idee verfallen, Glück durch Dominanz und Besitz zu erreichen.
Naja, wie gesagt sehr spekulativ.
Übrigens höre ich bis heute „Man’s road“ recht gerne, und der entsprechende Filmabschnitt ist ein hervorragendes Musikvideo.
Dankeschön für eure Besprechung.
Ich war im beeindruckbaren Alter von 15, als der Film rauskam… und habe ihn geliebt. Habe ihn damals dreimal im Kino gesehen – zweimal heimlich, weil meine Eltern der Meinung waren, einmal würde doch reichen… ich war offensichtlich anderer Ansicht. 😉
Die Liebe hat seitdem nicht nachgelassen – ich entdecke jedes Mal etwas Neues. Das Buch ist ebenso wunderbar – und der Film setzt diesen sehr eigenwilligen Schreibstil mit seinem teilweise skurrilen Humor hervorragend um.
Das Buch – und auch der Film spielt zum einen sehr mit Schein und Sein – aber, damit verbunden, auch sehr mit „Rollenbildern“, „Bestimmung“ und dem „Dafür“ oder „Dagegen“-Entscheiden. Siehe Einhorn und Prinzessin, siehe die überhaupt nicht heroische Räuberbande, siehe Stier, siehe Prinz, siehe König Haggard – siehe ein Zauberer, der kein wirklicher Zauberer ist.
Und mit Molly Grue konnte ich mich auch als Jugendliche schon sehr gut identifizieren, unabhängig vom Alter: Sie ist eine Außenseiterin, jemand, der nicht durch Ihr Aussehen glänzt, der nicht schön ist, der sich einen „schlechtgelaunten“ Schutzschild zugelegt hat – den die Begegnung mit dem Einhorn langsam abbaut.
Und ja, das Einhorn ist keine perfekte Figur, ist ein wenig hochmütig, gerade am Anfang – aber das entspricht dem, was Beagle auch schreibt. Gerade das macht es so interessant. Manchmal erinnert mich die Art des Schreibens ein wenig an Neil Gaiman, den ich ebenfalls sehr mag.
Hallo Sebastian hallo Simon.
Vielen Dank für eure Podcasts. Natürlich angefangen mit TAD über die Rückspultaste nun hierher zur Zauberlaterne.
Ich höre viel nach, also sind bis jetzt keine Kommentare zeitnah nach „Ausstrahlung“ irgendeiner Folge von mir erfolgt. Ich habe gestern diesen Film gesehen zum ersten Mal. Ich kenne ihn seit über 30 Jahren, aber nur in Bruchstücken.
Und gestern als Molly Grue auf das Einhorn trifft kamen mir fast die Tränen. Eine unglaublich ergreifende Szene die ich mit meinen 45 Jahren so sehr nachfühlen kann. Es ist kaum zu fassen wieviel in diesen „Trickfilm“ steckt.
Und jetzt zu hören dass dies auch die liebste Szene von Sebastian ist…großartig. Als du das beschrieben hast dachte ich wie genau gleich ich gestern empfunden habe.
Danke für eure tolle Arbeit