„In nicht allzu ferner Zukunft gibt es keine Kriege mehr. Aber dann gibt es Rollerball.“ Im Gründungswerk des Mikro-Genres „Dystopischer Sportfilm“ finden wir uns in der Endzeit wieder (eigentlich im Retro-Futurismus von Olympia-München), wo skrupellose Großkonzerne die Erde unter Kontrolle halten, indem sie jeglichen Individualismus unterbinden. Schlüssel dazu ist der ultrabrutale Sport Rollerball, dessen Champion Jonathan E. sich gefährlicher Beliebtheit erfreut.
Die erwähnte „ZDF-Doku“ ist vermutlich diese Doku vom BR. https://www.youtube.com/watch?v=PIAE2ixmbkU
Sehr schöne Folge zu einem Film, den ich auch in meiner Sammlung habe. Allerdings würde ich schon etwas ergänzen. Eure Herleitungen zum „Geschichtsverlust“ bzw. „-veränderung“ ist schon etwas simplifiziert. Der Verlust von Information ist ein Phänomen, welches schon immer existierte und auch heute noch in hohem Maße vorkommt. Gerade Medienbrüche und sogenannte Medienrevolutionen haben unzählige Informationen vernichtet und vernichten diese auch heute noch. Das ist kein explizites Merkmal totalitärer Systeme auch wenn das medial natürlich sehr gerne benutzt wird. Das Gleiche trifft auch für Umdeutungen zu. Allein die Tatsache, dass ihr sehr unreflektiert den Begriff der „spätrömischen Dekadenz“ verwendet habt, ist hierfür ein beredtes Beispiel. Der Begriff ist im historischen Kontext sehr problematisch und stark propagandistisch aufgeladen, übrigens schon seit dem 19. Jh.. Auch die Umdeutungen von Geschichte ist kein Merkmal, welches ausschließlich für totalitäre System herhalten kann. Zudem ist die Feststellung, dass heute eine größere Informationskontrolle bestehen würde als früher eine sehr subjektive Sicht. Gerade im Bereich der Geschichtswissenschaften findet spätestens seit den 70ern eine regelrechte Blüte statt, da der starke eurozentrische Fokus bisheriger Geschichtslehre nun auch mal hinterfragt wird. Das kommt in DE leider mal wieder etwas verspätet an. Viele Neubewertungen kamen hier erst ab den 90ern auf und im nicht universitären Bereich erst seit den 2010ern. Im medialen Bereich wird heute noch viel Unsinn verbreitet, der wissenschaftlich längst obsolet geworden ist.
Zudem ist die Gleichsetzung der gezeigten dystopischen Zukunft im Film mit faschistischen Systeme recht simplifiziert. Ja, es ist im Film eine klare totalitäre Gesellschaft sichtbar, diese ist aber nicht zwangsläufig faschistisch. In einer globalen Welt der Konzerne würde das auch weniger Sinn ergeben.
Einen Aspekt im Film, den ihr gar nicht beleuchtet habt, sind die Hinweise auf Technoorientalismus im Bezug auf das Tokyo-Team. Ich gebe zu, die sind im Film noch sehr unterschwellig und das Thema findet sowieso hier in DE kaum Aufmerksamkeit. Man kann jedoch nicht ignorieren, dass hier bereits erste Zeichen erkennbar sind. Das Ganze findet allerdings erst in den 80ern seinen ersten medialen Höhepunkt. Das war damals vor allem im Hinblick auf eine befürchtete japanische Vormachtstellung medial ein starker Trend. „Blade Runner“ ist hier u.a. gutes Bsp.. Der hat inzwischen nachhaltig unser Bild von Dystopien mitgeprägt.
Mit Blick auf China erleben wir heute ein gewisses Revival und selbst Hallyu blieb davon nicht verschont.
Sehr guter Kommentar von dir Gunnar, ich kann dir nur zustimmen. Eine Rückmeldung wirst du von den beiden aber nicht bekommen.
Hey „Der Dicke“,
erstmal danke für deinen Kommentar! Freut uns immer, wenn unsere Folgen für Diskussionen sorgen. Zum Thema Antworten: Wir würden gerne auf alles eingehen, aber manchmal ist der Tag einfach zu kurz, und wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren – neue spannende Inhalte für euch. Wir lassen daher gerne auch mal andere Meinungen und Beiträge im Raum stehen, damit sich jeder ein eigenes Bild machen kann.
Ich muss aber auch sagen, dass ich deine Art, wie du die fehlende Rückmeldung ansprichst, echt ein wenig seltsam finde. Wir sind alle hier, um zu diskutieren und Spaß zu haben, nicht um uns gegenseitig Vorwürfe zu machen. Lass uns also locker bleiben und einfach über Filme reden. Freue mich schon auf deinen nächsten Kommentar – hoffentlich mit weniger Unterstellung und mehr Film-Talk!
Bis dann, Simon