Hans Albers‘ größte Rolle als sehnsuchtsvoller Reeperbahn-Alleinunterhalter in Helmut Käutners Meisterwerk wurde zwar vom NS-Regime als propagandistischer Agfacolor-Kintopp in Auftrag gegeben. Doch dann war das für die Nazis viel zu viel Melancholie – und dann auch noch voller Antihelden. Der Film wurde verboten und erst nach dem zweiten Weltkrieg als sogenannter Überläufer gezeigt.
interessanter und faszinierender film.
als brackwasser jungspund, gebürtig aus rostock und nun wohnhaft im land der 1117 seen (mecklenburgische seenplatte),
ist mir das maritime norddeutsche grundrauschen des films ein besonderer genuss.
ein wehmütiges werk das die sehnsucht nach persönlichen streben nach dem eigenen weg versprüht.
der drang auszubrechen und persönliche freiheit zu erleben.
die norddeutsche seele (ohne es zu verallgemeinern) ist auch gut widergespiegelt.
diese gewisse gelassenheit und der trockene humor, der manchmal erst auf den zweiten blick sichtbar wird, auch die leere im jetzt sind gut transportiert.
ihr spracht auch richtig an das mehr oder weniger kleine systemkritik mitspielt.
die sehnsucht nach freiheit kann ganz klar gar als widerstand zum korsett der ns-zeit gesehen werden.
vielen dank euch beiden für die tolle besprechung.
in diesem sinne… sturm ist erst, wenn die schafe keine locken mehr haben 🙂
lg soter
ps.: den hans albers film Münchhausen von 1944 gibt es frei und in gänze bei archive.org zu sehen.
Ich habe Ilse Werner mal in einer Talkshow erlebt, in der sie von den Dreharbeiten erzählte, u.a. davon, dass sie Hans Söhnker und Hans Albers dazu überredete, mit ihr zusammen doch mal zur Reeperbahn zu gehen. Die beiden waren da nicht so glücklich drüber. Denn während sie da so vor sich hinschlenderten, wurde schnell klar, dass sie alle Prostituierten dort (ich nenne es mal so:) bereits persönlich kennengelernt hatten und wie dicke Freunde von ihnen angesprochen wurden. 😀
Hallo Leute,
Mensch, da habt ihr aber wieder eine Folge abgeliefert, mit der ich so überhaupt gar nicht gerechnet habe. Damit habt ihr mich mal wieder kalt gederrickt*, würde ich sagen.
Fantastische Besprechung, ich danke euch. Für mich war Hans Albers bislang dieser Typ aus den Heimatfilmen und seichten 50er Komödien, den ich gedanklich mit Peter Weck, Theo Lingen oder Peter Alexander in eine Schublade gesteckt habe. Dass da diese Tiefe nicht nur in seiner Person, sondern vor allem auch in dem Film steckt, das hatte ich nicht auf dem Schirm und ich werde mir „Große Freiheit Nr. 7“ (der in meiner Gedankenwelt übrigens bis heute der gleiche Film war wie „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“) jetzt schnellstmöglich mal zu Gemüte führen. Und der stand definitiv nicht auf meiner 2025er Liste.
Gehabt euch wohl, euer Zauberbärchi
Gunter
*Derricken? Ist das ein Wort?
Jetzt schon, schaut mal, ganz frisch aus dem Duden:
derricken
Verb [mit Obj.];
[ˈdɛʁɪkən]
Bedeutungen (u.a.):
1. (selten, übertragen) durch eine intensive Auseinandersetzung mit einem Thema, das zuvor als banal, uninteressant oder oberflächlich galt, eine tiefere, oft düstere oder abgründige Dimension erkennen; einen grundlegenden Perspektivwechsel durch überraschende inhaltliche Tiefe erfahren.
Grammatik:
starkes Verb
Präsens: ich derricke, du derrickst, er/sie/es derrickt
Präteritum: ich derrickte
Perfekt: ich habe gederrickt
Partizip II: gederrickt
Konjunktiv II: ich derrickte
Imperativ: derricke (du), derrickt (ihr)